So beginnt eines der wohl bekanntesten Zeltlagerlieder – der Lagerboogie. Die Welt war es vielleicht nicht unbedingt, aber zumindest Mitterfels bei Straubing. Auf diesen, vom letzten Jahr bekannten, Zeltplatz verschlug es die Ministranten von St. Martin für ihr traditionelles Zeltlager. Im Vergleich zu letzten Jahr kann man wohl das Stilmittel des Chiasmus anlegen. Während im Vorjahr das Zeltlager verregnet und der Donnerstag, also der Elternabend, trocken war, war es dieses Jahr umgekehrt. Das Lager blieb trocken dafür musste der Elternabend ins Wasser fallen. Zunächst aber von vorne erzählt:
Am Sonntagnachmittag machte sich die Vorhut dran alles, was benötigt wird in Hänger und Autos zu verteilen. Am Zeltplatz angekommen, galt es zunächst alles einzuräumen und herzurichten. Nachdem dann die eigenen Zelte aufgebaut wurden, machte sich eine Spezialeinheit auf einen möglichen Fahnenmast zu suchen. Die Fahne, die dieses Jahr aus der Gruppe der Gruppenleiter Johanna Kraft, Konradin Pritzl und Johannes Schüßler stammt, gilt es zu jederzeit gegen „Überfäller“ zu schützen. Daher wurde auch dieses Jahr ganz nach dem Motto „je höher, desto besser“ gearbeitet. Nachdem dann noch verschiedene Sicherheitsmechanismen angebracht wurden – jene werden hier öffentlich natürlich nicht genannt –, konnte der Abend bei einer Leberkas-Semmel ausgeklungen werden.
Szenenwechsel: Montagvormittag der ersten Ferienwoche. Unter Anleitung unserer Mesners Peter Pritzl und der sogenannten Prävorhut sammelten sich knapp 40 Kinder am Mittelschulparkplatz, um den Bus, der sie zur Vorhut bringen sollte. Gegen 10 Uhr traf dann ein Oswaldbus mit eben diesen Kindern am Zeltplatz an. Nun nicht ganz; wie letztes Jahr war es durchaus eine Herausforderung Unmengen an schwerem Gepäck einen nicht ganz kurzen Feldweg zum tatsächlichen Zeltplatz zu bringen. Unten angekommen ist man aber immer wieder von der idyllischen Lage geblendet. Eingebettet in eine Schlucht und Wald ist der Platz genau richtig für die 55 Mann und Frau starke Gruppe aus St. Martin. Nach einer kurzen Verschnaufpause wurde dann das „Bürokratische“ geklärt. Die Lagerregeln wurden verlesen und die Dienste eingeteilt, worauf dann das eigentliche ZELT-Lager errichtet wurde.
Um die neuen Ministranten, die immer kurz vorher aufgenommen werden, gleich voll in die Gemeinschaft zu integrieren, organisierte die Prävorhut auch dieses Jahr wieder einige Kennenlernspiele, bevor es dann das erste Mal in diesem Lager zum Gebet und Essen pfiff. Das Essen ist wohl immer der sensibelste Punkt. Schlechtes Essen bedeutet schlechte Stimmung. Doch wie immer – und das kann wohl aus voller Überzeugung geschrieben werden – war das Essen hervorragend. Am Nachmittag gab es dann ein neues Spiel im Zeltlager-Veranstaltungskalender: ein Klein gegen Groß. Die Gruppenleiterrunde trat in verschiedenen Disziplinen gegen die „kleinen“ Ministranten an. Bei einem Geoquiz, Zeitschätzen, fehlende Karten in einem Kartendeck finden, bestimmte Distanzwerfen und einigen Spielen mehr, wiesen die Großen die Kleinen in die Schranken. Meint man zumindest. Doch die ersten drei Spiele gingen teils deutlich an die jüngere Gruppe. Erst eine weite Regelauslegung beim Tauziehen brachte den entscheidenden Wendepunkt und führte zum Sieg der Vorhut, wenngleich es ein nicht ganz ruhmreicher sein mag. Der späte Nachmittag wurde dann mit der ein oder anderen Wasserschlacht überbrückt, bis der Hunger wieder alle zusammentrieb. Nach dem Essen richtete das Holzteam wieder ein besonders feierliches Lagerfeuer an. Jenes wurde sogleich entzündet, um die Nacht noch ein bisschen zu vertreiben. Schließlich mussten nach die Zeltlagerschlager gesungen werden. Besonders waren dieses Jahr die eigens getexteten Strophen für die „Hobelbank“ – das Lagerfeuerlied schlecht hin. Nach dieser Überraschung galt es dann im eigenen Zelt dem Tag nachzusinnen und sich gestärkt auf den nächsten Tag zuzubewegen. Doch zu früh gefreut. Die erste Nachtwache drehte ihre Runde, da schallte der Ruf durch die Nacht, der jedes Lager erwachen lässt: „Überfall“. Nachdem zwei von den letzten Jahren bekannte Überfäller festgesetzt wurden, legte sich die Aufregung kurz. Doch auch diese Ruhe währte nicht lang. In kurzen Abschnitten wurde noch eine Gruppe, aufgeteilt auf zwei Attacken, abgehalten. Die Lagerleitung kann konstatieren, dass die Fahne zu keinem Zeitpunkt in Gefahr war – auch durch die oben genannten Sicherungen.
Der Dienstag war geprägt von bekannten Aktionen. Es begann am Vormittag mit der Olympiade. Aufgeteilt in dreier und vierer Gruppen wurde jeder einzelne in verschiedenen Kategorien gefordert. Zwischen Masskrug-Stemmen (freilich mit Wasser gefühlt), Stadt-Land-Fluss, Staffelstift, Schubkarrenrennen und so vielen Disziplinen mehr, bleibt wohl nicht mehr viel Spielraum für das Verdeckt-Bleiben von Talenten. Nach dem Mittagessen ging es dann etwas entspannter zu. In verschiedenen Workshops konnte jeder seine Kreativität freien Lauf lassen. So wurde gekocht, Instrumente gebastelt, Taschen bemalt oder wieder T-Shirts und Handtücher gebatikt. Auch hier gäbe es noch weitere Aktionen aufzuzählen. Gegen Abend machte dann ein Gerücht die Runde, es sei der Tag der Nachtwanderung. Wer ausdrücklich will, hat jedes Jahr die Möglichkeit zunächst eine Gruselgeschichte zu hören und dann über einen leicht beleuchteten Waldweg zu laufen und sich von den Gruppenleitern erschrecken lassen. Während einige Kinder in dieser Zeit lieber die Ruhe genießen und Spiele spielen oder am Lagerfeuer singen, reizt es andere direkt das Adrenalin hochschießen zu lassen. So oder so – am Ende des Tages fallen alle in ihre Betten und hoffen vielleicht auch ein wenig darauf, keinen Überfall zu erleben, sondern ein wenig Schlaf nachzuholen.
Diese Überlegung wurde auch Wahrheit und das war durchaus wichtig. Die Schnitzeljagd bzw. das Geocatching am Mittwoch führte dieses Jahr nämlich in großer Runde durch Mitterfels. Nicht ganz freiwillig, wie die Verantwortlichen zugaben, war die Runde größer geworden als gewollt. Einige flotte Gruppen schafften es noch vor dem Essen an Ziel, andere wurden erlöst und mit dem Auto wieder zurück an den Zeltplatz geholt. Jene Gruppen ließen es sich allerdings dann nicht nehmen, in einer großen Wasserschlacht einige Gruppenleiter mal so richtig nass zu machen. Kein Aufwand und vor allem kein Behältnis war groß genug, um das Wasser aus Fluss und Quelle an den Zeltplatz zu bringen. Am Nachmittag veranstalte die Vorhut auch noch ein sogenannten Chaosspiel. Diesen Namen verdient es wohl auch. Am ganzen Zeltplatz wurden Zettel verteilt. Wurde ein Zettel gefunden, musste eine Aufgabe erfüllt werden, um dann eine neue Nummer (=neue Suche nach einem Zettel) zu erhalten. Nach diesem Spiel und noch etwas Beschäftigung durch Fußballspiele oder große Federballturniere, traf man sich bereits wieder ein letztes Mal am Lagerfeuer. Mit etwas Wehmut stimmt man noch einmal die Lieder an, bevor es ein letztes Mal hieß: Fahne bewachen.
Der Donnerstag begann mit einem Dämpfer. Nachdem es in der Nacht schon mal kurz regnete, verhieß das Wetter, wie oben schon erwähnt, für den Abend nichts Gutes. Nach kurzem Abwägen entschied die Vorhut, den Elternabend ausfallen zu lassen, was sich im Nachhinein auch als sinnvoll erwies. Doch am Vormittag konnte man bei noch bestem Wetter das Fantasygame spielen. Dabei springen die Gruppenleiter in eine bestimmte Rolle. Dieses Jahr stand alles unter dem Motto Asterix und Obelix. Durch Erfragen, Aufgaben lösen und Schnelligkeit müssen die Gruppen der Ministranten an ein bestimmtes Ziel kommen. Beeindruckt waren auch die Wanderer, die über den Zeltplatz gingen und des Öfteren ganz erstaunt fragten, was das wohl für eine aufgeweckte Jugendgruppe sein mag.
Nach dem Spiel und dem letzten Mittagessen, galt es dann den Platz zu säubern, die Zelte abzubauen und alles in bester Ordnung zu hinterlassen. Als das passiert war, wurde noch getanzt. Eine Polonaise konnte noch abgehalten werden, bis der Regen einsetzte. Versammelt unter dem Vordach der beiden kleinen Gebäude machte sich dann auf einmal Abschiedsstimmung breit. Nach vier Tagen geht jeder zwar mit Freude auf das eigene Bett nach Haus und trauert doch dem hinterher, was nun vorbei ist. Für einige war auch klar, dass es wohl das letzte Zeltlager sein wird, das machte die Situation nicht leichter. Jedes Jahr, gleich wie anstrengend alles ist, sammelt doch jeder einzelnen Erfahrung, die prägend sind. Aus diesem Grund gilt es noch einmal ganz deutlich ‚Danke‘ zu sagen:
Danke an die Pfarrei St. Martin: Jedes Jahr aufs Neue ermöglicht Sie uns Ministranten dieses nicht ganz billige Geschenk. Das Zeltlager stellt dabei immer den Höhepunkt der Monatsaktionen dar.
Danke an Gemeindereferentin Verena Hofinger und Mesner Peter Pritzl mit Pastoralassistentin i.V. Nadine Brunner: Es ist nicht selbstverständlich, dass vernünftige Leute vier/ fünf Tage mit 55 Kindern (große und kleine) in einem Lager Zeit verbringen und noch mehr für diese 55 Personen kochen, putzen und hinterher räumen. Dafür gilt unser großer Dank.
Danke an die Gruppenleiterrunde: Wie jedes Jahr gilt es bereits ab Mai die Aktionen vorzubereiten und dann im Zeltlager auch durchzuführen. Ohne eure Motivation eine Woche der Ferien den Ministranten zu schenken, wäre kein Zeltlager so schön und frisch, wie sie es bisher immer waren.
Und dann eben ein Dank an alle Ministranten: Jenes Zeltlager ist ja der große Dank für den Dienst, den jeder von uns verrichtet. Dank euch wird jeder Gottesdienst etwas feierlicher.
Danke an alle, die irgendwie zum Gelingen des Zeltlagers beigetragen haben!
Ein letztes Mal
Philipp Schüßler