St. Martin Senioren tauchen in die Bayerische Geschichte ein

Ort: Ortenburg und Vilshofen

Schloss Ortenburg und Piano Mora in Vilshofen waren Ausflugsziel

 

Einen Streifzug durch die Bayerische Geschichte und einen besonderen Ritt durch die Geschichte der Grafen von Ortenburg unternahm der ehemalige Kreisheimatpfleger Elmar Grimbs mit den Senioren der Pfarrei St. Martin Deggendorf. Als Kontrast stand am Nachmittag ein Besuch im Klavierhaus Piano Mora in Vislhofen auf dem Programm.

 

Auf fast 900 Jahre Geschichte können die Ortenburger als Orts- und Grundherren und einen Machtbereich im Hochmittelalter über weite Teile Ober- und Niederbayerns, der Oberpfalz, Tirols und Kärntens zurückblicken.

Angefangen bei Rapoto, dem ersten regierendem Grafen auf dem niederbayerischen Familiensitz, der um 1120 eine Festung erbaute, und anhand einer langen Liste seiner Nachfolger erlebte Ort und Burg vielerlei kriegerischer Auseinandersetzungen, bis 1504 im Landshuter Erbfolgekrieg das Schloss den Flammen zum Opfer fiel. Unter dem von 1551 bis 1600 regierendem Grafen Joachim - einem der fähigsten dieses Stammes - wurde es in der heutigen Form wieder aufgebaut. 1563 führte er die Reformation ein. Er konnte sich wegen der Reichsunmittelbarkeit seiner Grafschaft in der Gegenreformation gegen den bayerischen Herzog durchsetzen. Ortenburg blieb evangelisch. Für viele Protestanten aus Österreich war es im frühen 17. Jahrhundert Zufluchtsort. Sie führten den Mostobstanbau und die Mostverarbeitung ein, was wirtschaftlichen Aufschwung brachte. Die anschließende Pest hat große Teile der Bevölkerung hinweggerafft. Richtungsweisend wurde bereits 1703 die allgemeine Schulpflicht eingeführt.

Eine gravierende Veränderung brachte das Jahr 1805, als Graf Josef Carl die Reichsgrafschaft Ortenburg mit dem Klosteramt Tambach in Oberfranken vertauschte. Ortenburg war nun bayerischer Marktflecken. 1892 wurde die erste katholische Kirche gebaut, seit 1899 gibt es eine selbstständige Pfarrei. Die Zahl der Katholiken ist in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen, sie zählen mittlerweile knapp die Hälfte aller Einwohner der aus fünf Gemeinden bestehenden Einheitsgemeinde. Nach mehreren privaten Eigentümern im Laufe der letzten 200 Jahre ist das Schloss seit 2019 im Besitz des Marktes Ortenburg.

 

Aus der Geschichte in die Gegenwart ging es am Nachmittag zu Piano Mora in Vilshofen. Carlos Mora, Diplom-Physiker, kam von Madrid nach Deutschland um sich seinen Traum zu erfüllen, Orgelbauer und Klavier- und Cembalobaumeister zu werden. Dass er dabei seine deutsche Frau, die die gleiche Ausbildung hat, kennen- und lieben gelernt hat, brachte die beiden schließlich nach Niederbayern. Zuerst in Passau und nun in Vilshofen sind sie in ihrem Metier international tätig und erfolgreich. Weniger der Neubau, sondern besonders die Pflege, Überholung, Reparatur und vor allem die Stimmung, natürlich auch der Verkauf der Instrumente sind ihr Alltag. Beide sind als Konzertechniker europaweit unterwegs. Namen, wie Lang Lang und viele berühmte Konzertpianisten gehören zum Kundenstamm des Ausbildungsbetriebes.

 

Herbert Schüßler