St. Martin Senioren tauchen in bayerische Geschichte ein

Einen Ausflug direkt in die bayerische und Münchner Geschichte unternahmen die Senioren der Stadtpfarrei St. Martin. Im ältesten Wirtshaus der Stadt, dem „Alten Wirt von Obermenzing“ genossen sie bodenständige Schmankerl und im Schloss Nymphenburg waren die Kurfürsten und die bayerischen Könige die Gastgeber für die Deggendorfer.

Ganz der Tradition und den Gebräuchen früherer Zeiten entsprechend begannen die St. Martin Senioren ihre Tour durch München. Bereits um elf Uhr vormittags kehrte man beim, trotz Großstadt München, idyllisch gelegenen Alten Wirt im Stadtteil Obermenzing ein. In einer Urkundenliste von 1676 wird erwähnt, dass der Gasthof bereits 1417 den Besitzer gewechselt hat. Somit ist es das älteste Gasthaus im heutigen Münchner Stadtgebiet. Die über die Jahrhunderte nahezu unverändert gebliebene heutige Gestalt der Wirtschaft entstand 1589/90. Damals gehörten noch über 200 Tagwerk Grund dazu. Und die Deggendorfer hatten das Glück, dass die Sonne schien und sie die gebotenen Gaumenfreuden im wunderschönen Biergarten genießen konnten.

Damit hatten sie entsprechend Kraft getankt, um sich in der nur wenige Kilometer entfernt gelegenen ehemaligen Sommerresidenz der Wittelsbacher, dem Schloss Nymphenburg mit einem Abschnitt der baierischen und bayerischen Geschichte zu beschäftigen. Schon der erste Eindruck der Auffahrtsallee mit dem Schlossrondell lässt die Einzigartigkeit erahnen, die jährlich mehr als 300 000 Besucher anlockt. Die beiden Führerinnen, Dr. Schmidmaier-Kathke und Magister Artium Simon-Schuster, stellten ihren Besuchern mit umfangreichem Fachwissen und großem Engagement zuerst den Werdegang des Schlosses vor. 1664 beauftragte Kurfürst Ferdinand Maria nach der Geburt des Thronerben Max Emanuel als Geschenk an seine Frau Adelheid von Savoyen den Italiener Agostino Barelli einen kubischen Block im Stil eines italienischen Landhauses mit doppelläufigen Freitreppen beidseits zu errichten. Jener Max Emanuel ließ, wie seine Nachfolger Karl Albrecht, Max III. Josef und Karl Theodor Schloss und Park erweitern und mit einer ganzen Reihe von zusätzlichen Gebäuden und Anbauten versehen. Als Architekten und Baumeister tauchen berühmte Namen auf, wie Enrico Zuccalli, Giovanni Antonio Viscardi und Josef Effner.
Als 1806 aus den Kurfürsten die bayerischen Könige wurden, veränderten auch sie das Schloss. Francois de Cuvilliés und Leo von Klenze zeigten dabei ihre Genialität und Johann Baptist Zimmermann steuerte im Steinernen Saal die Fresken bei. Die höfischen Räume sind teilweise in ihrer originalen Barockdekoration erhalten, teilweise wurden sie im Stil des Rokoko und des Klassizismus umgestaltet. König Maximilian I. starb hier 1825 und Ludwig II. wurde 1845 im Schloss geboren. Eine ganze Reihe großflächiger Gemälde stellen die Visionen vor, die die jeweiligen Herrscher für die Gestaltung ihrer anderen Schlösser und Besitzungen hatten, die jedoch wegen fehlender Geldmittel selten verwirklicht werden konnten. Eine Selbstverständlichkeit, geradezu ein Muss, ist im inneren südlichen Pavillon der Besuch der Schönheitengalerie König Ludwigs I., in der der Hofmaler Joseph Karl Stiegler 36 „schöne“ Damen aus allen Gesellschaftsschichten Münchens porträtierte.
„Wenn man alles sehen wollte, dann müsste man ja eine ganze Woche da bleiben“, stöhnte eine Teilnehmerin. Denn die Porzellanmanufaktur, das Marstallmuseum, die Parkburgen und die weitläufigen Parkanlagen mussten unbesucht bleiben. Lediglich ein kleiner Spaziergang zum Café im Palmenhaus blieb übrig, um dort den erlebnisreichen Tag ausklingen zu lassen.


Herbert Schüßler