St. Martin-Senioren auf den Spuren von Papst Benedikt

Zu drei interessanten Zielen im Raum Regensburg haben sich die Senioren der Pfarrei St. Martin bei ihrem letzten Ausflug dieses Jahres aufgemacht. Das frühere Wohnhaus des emeritierten Papstes Benedikt in Pentling, das ehemalige Domizil des Nachwuchses der Regensburger Domspatzen, das frühere Kloster Pielenhofen und eine bedeutende Kirche in der Stadt Regensburg, die nicht viel Aufhebens um sich macht, nämlich die Alte Kapelle zu Unserer Lieben Frau erstaunten die Besucher aus Deggendorf.

Eigentlich ist es ja nur die relativ bescheidene Behausung eines Professors, das so genannte Papsthaus in Pentling. Allerdings beherbergte es in seiner Anfangszeit einen herausragenden Theologen, der bereits zum Vatikanischen Konzil vor etwa fünfzig Jahren eine wichtige Rolle spielte und nach seiner Lehrtätigkeit in Münster und Tübingen, 1969 gerade zum Professor in Regensburg berufen worden war. Nur sieben Jahre konnten die drei Geschwister, Joseph der Professor, Georg der Domkapellmeister und Leiter der Domspatzen und deren Schwester Maria, die den Haushalt führte, an ihrem gemeinsamen Leben in diesem Haus erfreuen. Dann kam 1977 die Berufung des Joseph Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising, 1982 der Wechsel nach Rom und schließlich 2005 die Wahl zum Papst. So lebten die Geschwister nur noch während der Ferien gemeinsam in ihrem Eigenheim. Ein Teil der Inneneinrichtung ist im Original erhalten, ein Teil sind Rekonstruktionen. Überall konnten die beiden Führer Stefan Hakenspiel und Peter Kunz die Bescheidenheit der Drei deutlich machen. Umlaufende Regale mit Büchern prägen den Bereich von Joseph, Partituren und Tonträger zeigen wo Georg wohnte und im Reich der Maria erinnern Kochbuch, Nähzeug und eine Schreibmaschine an ihre Tätigkeit. Mittlerweile übergab der Papst sein Haus an das Institut Papst Benedikt XVI., das es als biographisches Museum, als Begegnungsstätte und Archiv betreibt.
Prachtvoll, aber auch Belastung war das ehemalige Salesianerinnenkloster Pielenhofen für den Orden. 1240 gegründet, wechselte es im Laufe der Jahrhunderte mehrmals den Besitzer, wurde 1803 aufgelöst, 1806 von Karmelitinnen bezogen und kam 1838 in Besitz der Salesianerinnen. Sie betrieben bis 1980 ein Mädchengymnasium mit Internat. Auch das Kloster mussten sie 2010 wegen Personalmangels aufgeben. 32 Jahre lang waren die Regensburger Domspatzen mit Grundschule und Internat zu Gast. Die jetzigen Eigentümer betreiben eine Real- und Fachoberschule. Marianne Jobst zeigte den Deggendorfern die barocke Kirche mit ihren zwei Türmen, zwei Seitenschiffen, einem Querschiff mit Kuppelgewölbe und bedauerte sehr, dass wegen der zurückgehenden Zahl der Gläubigen und der Zusammenlegung von Pfarreien das Gemeindeleben erheblich geschrumpft ist.
Fast etwas verschämt duckt sich neben dem imposanten doppeltürmigen gotischen Regensburger Dom eine der bedeutendsten und ältesten Kirchen Bayerns. Im Stift zu Unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle überraschte Prälat Schöner, einer der Kanoniker, seine Deggendorfer Besucher nicht nur mit einer prachtvoll ausgestatteten Kirche. Die Geschichte von Stift und Kirche hat es in sich. Der Legende nach von Karl dem Großen gegründet, 875 erstmals urkundlich erwähnt, diente sie den Karolingern, den Ottonen und den bairischen Herzögen als Pfalzkapelle, in der nur die Hofleute Gottesdienst feierten. 1002 ließ Kaiser Heinrich II. mit seiner Gemahlin Kunigunde Kirche und Stift erneuern, stattete sie mit zahlreichen Schenkungen aus und – das verblüffte alle Zuhörer – schenkte sie 1009 dem neugegründeten Bistum Bamberg. Deswegen sind auch auf allen ab 1747 erstellten Fresken, bis auf eines, die Bamberger Bistumspatrone Heinrich und Kunigunde mit ihren unterschiedlichsten Lebensereignissen abgebildet. Wegen der reichen Ausstattung ist bis heute der Spruch überliefert: „St. Peter (Dom) ist der Mächtige, die Kapelle die Prächtige.“ Mit einem verschmitzten Lächeln verwies Prälat Schöner auf eine weitere Besonderheit: Die Alte Kapelle entging der Vereinnahmung durch die Säkularisation, weil die Kanoniker ihr Barvermögen bei einer Wiener Bank deponiert hatten und für den bayerischen König kein Zugriffsrecht bestand. Aber auch das 21. Jahrhundert lieferte eine Besonderheit. 2006 wurde die Orgel von 1791 vollständig erneuert. Sie ist die einzige Orgel, die von einem Papst, hier Benedikt XVI., bei seinem Deutschlandbesuch am 13. September 2006 geweiht wurde.
Mit einem Abstecher in eine Weinstube in Kruckenberg endete ein erlebnisreicher Ausflug der Senioren von St. Martin.

Herbert Schüßler