Senioren bei Fresken, Wallfahrt und Schmiedehammer

Eine große Überraschung und viel Begeisterung erlebten die Senioren der Pfarrei St. Martin bei ihrem Tagesausflug in die ehemalige Abteikirche von Oberalteich mit ihren Fresken, im etwas versteckten Wallfahrtskirchlein am Lamberg bei Chammünster und der alten Hammerschmiede, dem Voithenberghammer nahe Furth im Wald.

Es war schon eine besondere Sache, als die Deggendorfer gleich nach dem Kirchenportal aufgefordert wurden, den Blick zur Decke zu richten. Kirchenführer Georg Denk präsentierte mit Herzblut, abweichend vom üblichen Ablauf solcher Führungen, die Fülle der Fresken in der größten Kirche des Landkreises Straubing-Bogen, von St. Peter und Paul in Oberalteich. Das besondere dabei ist, dass auf den Deckengemälden nicht nur Geschehnisse aus der Bibel, Heilige und Patronate, sondern die überaus reiche und wechselvolle Geschichte der Abtei von ihrem Anfang bis ins 18. Jahrhundert gezeigt werden. Es begann mit der so genannten Gründungslegende, die erfunden wurde, um zusammen mit dem Kloster Niederalteich 1731 das Tausendjährige Bestehen feiern zu können. Tatsächlich liegt die Gründung durch einen Regensburger Domvogt und die Grafen von Bogen um 1080. 1109 oder 1129 gab es die erste Kirche St. Peter, 1150 eine Schule und die Grablege der Bogener Grafen, bis 1245 eine Brandkatastrophe alles vernichtete. Der Wiederaufbau war mühsam, dazu kam die Bedrohung durch die Hochwässer der Donau. Kaiser Ludwig der Bayer unterstütze die Oberalteicher dabei zwischen 1334 und 1344 einen Donaudurchstich zu graben und das Flussbett abseits der Klosteranlage zu verlegen. Turbulente Jahre mit wechselnden Äbten machten dem Kloster zu schaffen, bis 1614 die Zeit des berühmten Abtes Veit Höser begann. Er ließ die Kirche 1622 bis 1630 neu errichten und reich ausstatten. Er musste Zerstörungen im 30jährigen Krieg erleben, starb 1634 an der Pest und seine tüchtigen Nachfolger brachten die Abtei wieder zu Glanz und Reichtum bis zur Säkularisation. Die Abteikirche wurde 1803 Pfarrkirche und blieb zur Begeisterung ihrer Besucher bis heute in ihrer ganzen Pracht erhalten.

Viel einfacher und bescheidener erlebten die Martin-Senioren ihr zweites Ziel, die Wallfahrtskirche St. Walburga auf dem Lamberg bei Chammünster. Hervorgegangen aus einer alten Ministerialenburg entstand eine Wallfahrt, die ihre Blüte während der Barockzeit erlebte. 1654 ist aufgeschrieben, dass „man selbigen Tags bei 6000 Menschen auf dem Lammberg zählte“. Zweimal wurde die Kirche während der Reformationszeit und der Säkularisation zerstört und wieder aufgebaut. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts kamen allein am 1. Mai – an diesem Tag wurde Walburga heilig gesprochen – elf verschiedene Pfarreien mit vielen hundert Menschen aus der Gegend um Cham und Kötzting zur Wallfahrt auf den Lamberg. Und weil in Bayern Kirche und Wirtshaus zusammengehören, kam es 2012 zu einer großen Kraftanstrengung der treuen Freunde des Lambergs, die 11000 Unterschriften sammelten, damit die Schließung des Wirtshauses und damit der Niedergang der Wallfahrt verhindert wurde. Im schmucken, hellen Wirtshaus ließen sich die Deggendorfer auch ihr Mittagessen schmecken.

Einen Sprung in die Handwerksgeschichte vor etwa 150 Jahren machten die Senioren in der extra für sie angeheizten Hammerschmiede Voithenberghammer unweit von Furth im Wald. 1823 gegründet und 1926 wegen der zunehmenden Industrialisierung wieder aufgelassen, war die Schmiede für die Gegend der lebensnotwendige Lieferant für alle Handwerkszeuge und bäuerliche Geräte. Die Voithenberghütte wäre im Laufe der Jahrzehnte sicher verfallen, hätte sich nicht 1977 der Trachtenverein Pastritztaler darum angenommen. Mit Hilfe der Stadt Furth ist mittlerweile das Gebäude renoviert und die Schmiede voll funktionsfähig gehalten worden. Die mühsame Arbeit zur Herstellung von Schaufeln und ähnlichem Werkzeug führte Schmied Josef Meier allen vor Augen, wie schweißtreibend und anstrengend das Leben der früheren Zeit war.

Herbert Schüßler