Klatovy begeistert St. Martin Senioren

Trotz kleiner Schwierigkeiten beim Gehen - alle hielten durch und waren konzentriert bei der Sache, als die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten der Stadt Klatovy, (Klattau) den Senioren von St. Martin Deggendorf präsentiert wurden. 50 an der Zahl machten einen Besuch und waren begeistert von einer der schönsten Städte Westböhmens.

Die im so genannten Böhmerwaldvorland gelegene Stadt mit rund 23 000 Einwohnern machte einen gewaltigen Eindruck auf die Deggendorfer. Wurden sie doch gleich an einem historisch wichtigen Platz empfangen: an der ehemaligen, zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichteten Stadtbefestigung. Mit Magister Pavel Koura, einem Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte, haben die Niederbayern einen Führer bekommen, der nicht nur in hervorragendem fehlerfreien Deutsch, sondern mit umfassenden Wissen und einem gehörigen Schuss Humor die Gäste durch seine 1260 von Premysl Otakar II. gegründete Heimatstadt führte. Voller Herzblut und Enthusiasmus erzählte er die Geschichte und Geschichten von der Blütezeit, aber auch den schweren Tagen der Stadt. Angefangen beim 81 Meter hohen Schwarzen Turm, dessen Türmer von seiner beschwerlich zu erreichenden Wohnung einen weiten Blick ins Land hatte, dem prachtvollen Rathaus, das wie viele Gebäude rund um den Stadtplatz von italienischen Baumeistern um 1550 herum erbaut wurde, bis zum ältesten Kloster der Gegend, dem Dominikanerkloster mit seiner dem heiligen Laurentius geweihten Kirche. Selbstverständlich gehörte auch der Weiße Turm, die daneben liegende gotische Erzdechanat-Kirche Mariä Geburt, gleichzeitig Stadtpfarrkirche und das berühmteste Gebäude der Stadt, die von Carlo Lurago und Giovanni Domenico Orsi de Orsini 1656 erbaute Jesuitenkirche, das bedeutendste Baudenkmal des Ordens, mit ihren von Johann Hiebel erstellten Illusionsgemälden aus den Jahren 1716 und 1717 dazu.
Böhmische Knödel und heimische Kolatschen gaben Kraft für den Besuch in den so genannten Katakomben, der unterirdischen Gruft des Jesuitenklosters. Zwischen Anfang der 1670er Jahre und 1783 wurden hier Klosterinsassen, bedeutende Stadtbürger und Adelige aus der Umgebung von Klatovy bestattet. Besonders gestaltete Eichensärge und ein ausgeklügeltes System von Lüftungsschächten ließ die Toten innerhalb etwa eines halben Jahres mumifizieren. 37 davon sind erhalten und bilden eine Attraktion in einer von vielen Sehenswürdigkeiten geprägten Stadt.
Eine Kaffeepause in Želesná Ruda rundete den gelungenen und erlebnisreichen Besuch bei den böhmischen Nachbarn ab.


Herbert Schüßler