Familiengottesdienst - "Jesus, die Sonne meines Lebens" (Anna Schäffer)

Zur Vorbereitung auf die Heiligsprechung der Seligen Anna Schäffer

Am Sonntag, 23.09.12 feierte die Pfarrei St. Martin einen Gottesdienst, der das Leben und das Besondere von Anna Schäffer in den Blick nahm. Dabei legten Kinder den Lebensweg der Seligen mit Symbolen.

Was die Selige aus dem Bistum Regensburg, die am 21. Oktober 2012 in Rom heilig gesprochen wird, für uns heute sagen kann, fasste Kaplan Thomas Winderl so zusammen:

"Sie war ein Mensch, der trotz eigenem Leid ein offenes Ohr hatte für die Sorgen der anderen. Sie konnte zuhören. Sie hat anderen Menschen immer wieder Mut gemacht, ist ihnen mit ihrem Rat zur Seite gestanden.

Und: Anna hat Jesus als ihren wichtigsten Freund entdeckt. Die Freundschaft und Verbindung mit Jesus erfüllte sie mit Freude und Kraft, gab ihr Hoffnung und Licht."

Den Lebensweg der Anna Schäffer können Sie bis zur Heiligsprechung an der Säule vor dem Tabernakel anschauen.

Das Licht der Welt erblickte Anna Schäffer am 18. Februar 1882 in Mindelstetten. Zusammen mit ihren sieben Geschwistern wuchs sie in einfachen Verhältnissen auf. Ihr Vater war Schreiner; darum wurde sie auch die „Schreiner Nandl" genannt. Ihre Mutter war eine sehr gläubige Frau und hat ihre Kinder christlich erzogen. Anna war eine gute Schülerin, still und gewissenhaft. Anna hatte als Mädchen einen Lebenstraum. Sie wollte hinaus in die Welt und wollte Missionsschwester werden. D.h. sie wollte in ein fernes Land reisen, den Menschen von Jesus und seiner frohen Botschaft erzählen (und ihnen helfen. Das war zur damaligen Zeit mutig, ja ein Wagnis. - Damit dieser Traum Wirklichkeit werden konnte, musste sie allerdings erst einmal Geld verdienen. So ging sie nach ihrer Schulzeit in „Stellung", d.h. sie arbeitete als Dienstmädchen in einem Haushalt zunächst in Regensburg, dann in Landshut und schließlich im Forsthaus Stammham, in der Nähe ihrer Heimat. Einige Tage vor ihrem 19. Geburtstag passierte ein schrecklicher Unfall. Sie war mit einer Kollegin in der Waschküche, um die Wäsche zu waschen. Waschmaschinen gab es damals noch nicht; die Wäsche wurde in einem großen Kessel mit heißer, kochender Lauge gewaschen. Da löste sich aus der Wand ein Ofenrohr. Anna stieg auf einen Mauervorsprung und wollte das Rohr wieder festmachen. Da rutschte sie aus und fiel in den Kessel mit der kochenden Lauge und verbrannte sich beide Beine. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und operiert. Die Ärzte versuchten die Wunden zu heilen, aber sie konnten ihr nicht helfen. Mehr als ein Jahr verbrachte sie in Krankenhäusern. Schließlich wurde sie als Pflegefall nach Hause geschickt. Zusammen mit ihrer Mutter mietete sie sich ein kleines Zimmer, das sie von ihrer geringen Rente bezahlte. Sie war von nun an auf Menschen angewiesen, die sie pflegten und für sie sorgten. Sie konnte nicht mehr laufen, musste im Bett liegen. Es gab kein Mittel, das ihre Schmerzen lindern konnte. Und sie war arm. Es gab Menschen, die sich liebevoll um sie sorgten: ihre Mutter, die sie pflegte; Nachbarn, die sie mit Lebensmitteln versorgten und vor allem der Pfarrer, der ihr täglich die hl. Kommunion brachte. Anna sagte: Jesus Christus ist die Sonne meines Lebens. Die Freundschaft zu Jesus, die hl. Kommunion, hat ihr so viel Kraft gegeben, dass sie Licht an andere weiterschenken konnte. Im Laufe der Zeit passierte aber etwas Ungewöhnliches. Obwohl es Anna selber sehr schlecht ging und sie große Schmerzen hatte, hat sie den Menschen, die zu ihr gekommen sind, Kraft gegeben. So war Anna eine gute Zuhörerin. Immer wieder besuchten sie Kinder, die ihr von ihren Sorgen erzählten. Anna hörte ihnen aufmerksam zu. Und sie erzählten ihnen von Jesus. Auch Erwachsene kamen zu ihr und vertrauten ihr ihre Sorgen und Fragen an. Anna hatte immer einen guten Rat für sie und machte ihnen Mut. Anna betete viel. Das gab ihr Kraft. Sie betete nicht nur für sich, sondern v.a. für andere, für die Menschen, die zu ihr kamen und die ihr Briefe geschrieben haben. Ja, sogar Menschen aus aller Welt haben Anna geschrieben und ihr erzählt, was sie auf dem Herzen haben. Anna hat sie in ihren Briefen ermutigt, ihnen Rat gegeben und hat sie in ihr Gebet eingeschlossen. Wenn sie auch nicht in die Welt hinausgekommen ist, so sind ihre Briefe in die Welt hinausgegangen. Es war erstaunlich, woher Anna diese Kraft genommen hat. Nach fast 25 Jahren Krankheit und Leiden starb Anna am Morgen des 5. Oktober 1925. Auch nach ihrem Tod kamen und kommen auch heute noch viele Menschen zu ihrem Grab und erzählen ihr von ihren Sorgen und Nöten und bitten sie um ihre Hilfe.